SONDERGALERIE AMATEURFOTOGRAF HANS NOVACZEK
     
  Auf den Spuren des Gebirgskrieges 1915-1918
     
  Italienische Befestigung im Dognatal  
     
 

DAS DOGNATAL
hatte zu Kriegsbeginn 1915 für die italienische Seite besondere Bedeutung. Es war von österreichischer Seite schwer einsehbar und eignete sich dadurch zur Positionierung von Geschützen, die von hier aus besonders das Fort Hensel im Visier hatten. Einige Haubitzstellungen sind noch rudimentär vorhanden und als historische Orte gekennzeichnet. Mehr dazu weiter unten. Schwerpunkt dieser Seite ist die großzügig ausgebaute Stellung im oberen Abschnitt des Tales.

Zuerst kommen wir an der Ruine einer großen Seilbahnstation vorbei:

 
     
   
     
 

Die Schautafel bei den Überresten an der Dognatalstraße gibt uns interessante geschichtliche Informationen (sinngemäß aus dem Italienischen übersetzt):

MILITÄRSEILBAHN STATION DOGNATAL
Die monumentalen Betonsäulen, die sich hier in dreifacher Anordnung präsentieren, sind die letzten Reste der Bergstation der Seilbahn Chiusaforte - Cuel de la Bareta - Chiout. Diese war eine der imposantesten Seilbahnen, die in Vielzahl während des Großen Krieges an der Gebirgsfront errichtet wurden. Die Infrastuktur erlaubte einen schnellen Nachschub im Sektor Val Dogna und den kavernierten Batterien am Cuel de la Bareta. Die Konstruktion bestand aus drei Seilen, zwei Trag- und einem Zugseil, welche die permanente Bewegung aller aufgehängten Wagen ermöglichte. Die Gesamtlänge betrug 5082m; Höhenunterschied +1034m in der ersten und -600m in der zweiten Sektion.

Der Bau begann im September 1916 ... und wurde im Juni 1917 fertig gestellt. In den ersten Julitagen geschah ein schwerer Unfall, der die motorisierte Talstation in Chiusaforte durch Brand zerstörte und unbrauchbar machte. Der Rückzug im Oktober 1917 machte eine Wiederherstellung überflüssig.

Das Projekt einer Verlängerung auf den Sella di Cuel Tarent wurde nicht realisiert.

 
     
   
     
 

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EINLEITUNG
Diese italienische Stellung war mir schon länger bekannt, aber erst im Spätsommer 2023 ergab sich ein Besuch hier im 18km langen Dognatal. Die ehemalige Militärstraße ist in gutem Zustand und problemlos befahrbar. Vorbei an kleinen friulanischen Dörfern erreicht man nach etwa zwei Drittel des Weges zum Sella Somdogna die nicht zu verfehlende Festung mit der imposanten Gewehrgalerie direkt neben der Straße. Eine kurze Beschreibung der Anlage folgt weiter unten...

 
     
   
     
  LEGENDE 1
a) ... Aufgang (Große Gewehrgalerie)
b) ... Brunnen 1917
c) ... Reste des Waschhauses
d) ... Kommandantengebäude
e) ... Eingangsbereich mit Wachgebäuden
f ) ... langer, befestigter Frontgraben
g) ... Geschützbrunnen
h) ... Werkstraße
i)  ... Informationstafel
k) ... Tunnel mit Tafel

Touristischer Hinweis: Bei der Fortifikation fährt man an den Ruinen (e) und am großen Aufgang (a) neben der Straße vorbei, nach der Kurve gibt es die Möglichkeit das Auto zu parken.

 
     
 

 
       
 

Kurz vor der großen Gewehrgalerie befindet sich der von mir so genannte Eingangsbereich (e) mit Wach und Kommandogebäuden...

 
       
 

 
       
   ... den Ruinen eines Wasch- oder Badehauses (c) ... ... und etwas danach ein Brunnen (b) mit der Jahreszahl 1917.  
       
 

 
       
   Schaustücke:  Leere Patronenhülsen die hier jemand aus welchen Gründen auch immer platziert hat,
und der Lauf einer Feldkanone 75/27 Typ Dèport 1911
 
     
   
     
 

Stiegenaufgang in die Gewehrgalerie

 
     
 

 
       
  Hier führt auch ein Gang nach unten... ... aber wir gehen vom Eingangsbereich weiter nach oben.  
     
 

 
     
  FRONTGRABEN
Bei einem kleinen Gebäude (BIld oben), vermutlich ein weiteres Wachhaus oder Beobachtungsposten, beginnt der feindseitige, befestigte Graben (f), an den sich ein Netz an weiteren gedeckten, befestigten und unbefestigten Gräben anschließt.
 
     
 

 
     
 

Hier erreichen wir den oberen Ausgang der großen Gewehrgalerie, zurück geht es den Frontgraben aufwärts:

 
     
  TUNNEL
Ein abzweigender Tunnel (k) führt vom Graben weg:
 
     
   
     
 

 
     
 

Oben am Portal ein Relief der IV. Kompanie.

 
     
 

 
     
   
     
   
     
 

Hier beginnt der gedeckte Graben (1), wo wir auf einer Schautafel folgende Informationen finden (sinngemäße Übersetzung des italienischen Textes auf der Schautafel bei Pos. Nr. 16):

 
     
 

LINEA FORTIFICATA DEI PIANS
Die Befestigungslinie von Pians (auch „Implanz“ genannt) wurde im letzten Drittel des Dognatales errichtet. Sie diente dem Schutz der Italienischen Grenze, wie sie seit dem 19. Jahrhundert existierte. Neben der Straße ins Dognatal gehört sie zum Defensivsystem dieses Sektors.

Der Sektor entlang der Militärstraße ist gut ausgestattet, befestigt und zugänglich. Für sich spricht die an die Straße angrenzende „Gewehrgalerie“ die in ein System von Gräben führt, das unter großzügiger Verwendung von Beton gebaut wurde. In der Nachbarschaft der Gräben sind verschiedene Artillerieposten in Kavernen situiert, ebenso Überreste von Kasematten, die mit Wegen und Kommunikationsgängen miteinander verbunden sind.  Diese Anlage wurde zum größten Teil von der IV. Kompanie des V. Pionier-Regimentes von 1915 bis Oktober 1917 gebaut.

 
     
  LEGENDE 2
1 ... gedeckter Graben (trincea coperta)
2 ... offener Geschützbrunnen
3 ... offener Graben
4 ... Brücke
5 ... runde Treppe
6 ... Vorplatz
7 ... Felsscharten
M1 - M3 ... Munitionskaverne
P1 - P3 .... Geschützkaverne
Galleria principale (Hauptkaverne)
Ingressi alti (obere Eingänge)
Scala lunga (lange Treppe)
Ingresso Monumentale (Monumentaleingang, Haupteingang)

 
     
 

 
       
 

im gedeckten Graben

 eine runde Treppe führt nach oben (5)

 
     
 

Geschützposten P1

offener Geschützbrunnen (2)

 
     
  INGRESSO MONUMENTALE
Eingang in die Hauptkaverne...
 
     
 

die lange Treppe zum oberen gedeckten Graben

Geschützposten P3

offenbar nicht fertig ausgebaute Kaverne zu P2 und M2

 
     
 

LUFTABWEHRSTELLUNG
Eine Schautafel gibt mit nebenstehenden Bild noch folgende Auskunft:

Hier  war die Stellung für eine Kanone 75/27 Typ Dèport. Diese Kanone war das am häufigsten in der königlichen Armee verwendete Modell für die Flugabwehr, besonders wegen ihrer Eigenschaften von Flugbahn, Sektor und Feuerrate.
Ohne Schild war sie an einem zentralen Drehpunkt befestigt, der von einem konischen Sockel angehoben wurde. Er ermöglichte eine schnelle Neigung und eine Schusshöhe von bis zu 80°. Die maximale nutzbare Reichweite betrug 8000 Meter.

 
     
 

Die Stellung (g) heute, und...

... im Wald über der Straße liegt etwas versteckt noch eine weitere Ruine, möglicherweise das Gebäude für den Kommandanten (d).

 
     
 

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RÜCKWEG
Hier endet unser Rundgang bei dieser weitläufigen Stellung. Auf der Rückfahrt machen wir noch bei weiteren Relikten des Dognatales Halt.

 
     
  HAUBITZSTELLUNG
In Fahrtrichtung bergab befand sich kurz nach der Implanz-Stellung eine 280mm Haubitze:
 
     
   
     
 

 
       
 

 
       
  GALLERIA MARIA GIULIA
mit der Jahreszahl 1917 über dem vermauerten Eingang. Außen sieht man rudimentäre Scharten. Details nicht bekannt...
 
       
 

 
       
 

 
     
 

HAUBITZSTELLUNG
Ein Stück weiter, fast zu übersehen, gab es eine zweite Stellung für eine 280mm Haubitze. Auf zwei Schautafeln finden sich die beiden historischen Fotos unten.

 
     
   
     
 

 
       
 

280mm Haubitze in Chiout

Haubitze in Feuerstellung kurz vor Abschuss

 
     
 

ZUM SCHLUSS...
...noch ein Schmankerl auf der dritten Schautafel an dieser ehemaligen Stellung. Das Bild ist wie folgt beschriftet:

Recupero della memoria storica della Val Dogna:
Il Generale Joffre e il Generale Cadorna in visita alla piazzola per l'obice da 280.


Ich übersetze hier ein Mal sehr frei:

Wiedererlangung der historischen Erinnerung des Dognatales: Die wichtigen Herren Joffre und Cadorna bei der „Arbeit“ am Platz der 280er Haubitze.

 
     
 

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  Das war der letzte Fotohalt dieser interessanten Erkundung. Weitere werden folgen...  
     
     
 
 
  Weitere Informationen gibt es hier:
https://www.turismofvg.it/de/110133/befestigungslinie-linea-fortificata-dei-plans

FOTOS
5. September 2023; mit AF-S Nikkor 16-35mm/4G VR N auf Nikon D4.

 
     
     
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