SONDERGALERIE AMATEURFOTOGRAF HANS NOVACZEK

 
     
 

 

     
 

Caserma Rio Confine

 
     
     

EINLEITUNG
An der Strada Provinziale No. 76 von Cave del Predil über den Sella Nevea nach Chiusaforte befinden sich an der ehemaligen Reichsgrenze zwischen Österreich-Ungarn und Italien die Ruinen einer weitläufigen Kasernenanlage.
Nachdem den Italienern nach Kriegsende neben Südtirol auch Teile Kärntens und der Küstenlande zugesprochen wurden, errichteten sie in den grenznahen ehemals Österreichisch-Ungarischen Gebieten eine Reihe von Befestigungsanlagen und Kasernen*), den Vallo Alpino del Littorio. Es ist anzunehmen, dass die Kasernenanlagen hier im Hinterland Teil dieses Italienischen Alpenwalles waren.



LEGENDE
b) ... obere Brücke
f)  ... Fundamentreste
g) ... Grenzsteine 1887
k) ... Wegkreuz „Vittime della polveriera di prat da l'ors“
m) .. Mauer
v) ... Begrenzungsstein
x) ... Begrenzungsstein

Fotografisch erfasste Objekte:
1-8 (1.Besuch am 3. Juni 2017) und 9-20 (2. Besuch am 15. August 2017); Objekt 4 (3. Besuch am 21. Mai 2018);
Objekt 21 (4. Besuch am 4.November 2018).

 

 

 
     
  Die ehemalige Reichsgrenze  
     
  HISTORISCHER GRENZSTEIN
In der ersten Kehre der Armierungsstraße steht ein Grenzstein (g) aus dem Jahr 1887. Die Schautafel erklärt die hier verlaufende Grenze von 1757 bis 1918:

1757-1797 ... Republik Venedig und Kaiserreich Österreich
1797-1805 ... Herzogtum Venedig (Österr.) und Herzogtum Kärnten
1805-1809 ... Königreich Italien (napoleonisch) und Österreich
1809-1815 ... Königreich Italien und Provinz Illyrien (napoleonisch)
1815-1866 ... Lombardisch Venezien und Königreich Illyrien (Österr.)
1866-1918 ... Königreich Italien und Österreich-Ungarn

Der auf dem Fels aufgestellte Grenzstein Nr. 2 stammt von der Österreichisch-Italienischen Rekonfinisierung des Jahres 1887.

Anm.: Deutsche Übersetzung des Italienischen Textes.

Der hier dokumentierte Grenzstein trägt die Nummer 2. Daher sollte es doch auch einen Grenzstein mit der Nummer 1 geben!
Dieser ist auch auf den Karten der Francisco-Josephinischen Landesaufnahme eingezeichnet. So machte ich mich im Juli 2018 auf die Suche und wurde fündig...

Hier geht es zum Grenzstein N.1

 
       
   
       
 

Österreichische Seite mit dem Wappen der Habsburger und der Jahreszahl 1757.

Italienische Seite mit dem Markuslöwen der Republik Venedig und der Jahreszahl 1757.

 
     
     
  Die Reste der Italienischen Kasernenanlage

TEIL 1
Beim ersten Besuch am 3. Juni 2017 erkundete ich die Objekte 1 bis 8 der Anlage. Ursprünglich von zwei Gebäuden neben der Straße ausgehend, findet man eine Vielzahl an Fundamente und Ruinen vor.
 
     
 

 
     
 

Beim Wegkreuz (k) „Vittime della polveriera di prat da l'ors“
beginnt unser Weg.
Nach Rückzug deutscher Truppen kam es hier am 7. Mai 1945 aus unbekannter Ursache zu einer Pulverexplosion, bei der 29 Personen den Tod fanden.
An sie erinnert dieses Denkmal mit folgender Inschrift:

IL 7 MAGGIO 1945
QUI 29 FURONO LE
VITTIME DELLA POLVERIERA
DI PRAT DA L'ORS

Bereits am Anfang der Straße finden sich links und rechts immer wieder Fundamentreste. Die Straße ist großzügig gebaut mit betonierten Wasserrinnen am linken und rechten Fahrbahnrand.
(Foto oben, bei Objekt Nr. 6)

 

 
     
 

Objekt Nr. 3

Objekt Nr. 2

Betonierter Platz, Objekt Nr. 6

Einige der hier auffindbaren Ruinen erwecken den Eindruck gesprengt worden zu sein. Ob es sich dabei um die Explosion vom
7. Mai 1945 handelte, entzieht sich meiner Kenntnis. (Foto oben und unten: Objekt Nr. 5)

An der ersten Kehre stehen zwei relativ gut erhaltene Ruinen. Eine diesseitig des Confinbaches (Foto oben: Objekt Nr. 1) und eine am gegenüber liegenden Ufer (Foto unten: Objekt Nr. 4).

Die Bauweise erinnert an jene der Kasernenanlage nächst Fusine, welche sich anhand eines Artefaktes am Straßenrand in die Zeit der Faschistischen Diktatur unter Mussolini einordnen lässt. Vermutlich stammt die Anlage hier auch aus dieser Zeit.

Wenn wir der Straße weiter folgen, begleiten uns immer wieder Fundamentreste bis wir die Brücke (b) über den Rio Grantagar erreichen:

 
     
 

 
     
 

Nach der Brücke weitet sich die Straße zu einem Platz wo wir noch zwei interessante Ruinen vorfinden:

Objekt Nr. 7

Objekt Nr. 8 besteht aus einem großen betonierten Fundament. Erhalten ist die rechte hintere Ecke, mit der zum Hang sichernden Mauer, die einen kleinen Kehlgraben bildet (Fotos unten).

 
     

     
 

BUNKER AM LAGO DEL PREDIL
Auf der Rückfahrt findet sich hangseitig kurz vor dem nördlichen Ende des Raibler Sees ein weiterer Bunker des Vallo Alpino
:

Der längere Zeit zugemauerte Eingang ist wieder mit der originalen Stahltüre verschlossen. Eine Aufschrift gibt Auskunft über eine eventuelle Besichtigungsmöglichkeit...

Die Geschützöffnung ist zugemauert.

 
     
     

Die Reste der Italienischen Kasernenanlage

TEIL 2

Bei Uli Mösslang findet sich unter anderem ein älterer Kartenausschnitt, auf dem weitere Gebäude eingezeichnet sind. So folgte ich beim zweiten Besuch am 15. August 2017 der Straße nordöstlich des Rio Grantagar und fand tatsächlich eine Reihe weiterer Ruinen vor! Auf meiner Skizze sind sie mit den Objektnummern 9-20 gekennzeichnet.

Bei der Abzweigung zur Rifugio Corsi folgen wir dieser Straße bis zur 2. Kehre, wo sich eine dreistöckige Ruine empor hebt
(Objekt Nr. 9 - Foto rechts).
Von einem weiteren Gebäude links der Straße sind nur mehr andeutungsweise Fundamentreste und der Platz, wo es stand, erkennbar.

Am Rückweg halten wir uns bei der Abzweigung links und folgen der unbefestigten Straße, die hangseitig mit massiven Betonstützmauern durchgehend begrenzt wird (Foto unten).

Straßeneinmündung nächst Objekt Nr. 10, welches aus dieser Perspektive im Anschluss rechts steht.

Objekt Nr. 10

 

 

 

Objekt Nr. 10 ist ein kleines Gebäude, das von massiven Stützmauern umgeben ist, möglicher Weise war es ein Munitionsmagazin oder ein Wachposten.

Neben Objekt Nr. 10 schließt Nr. 11 an...

... gleich danach folgt Objekt Nr. 12, wo die Stichstraße endet. Dieses Gebäude ist in seiner Art dem Objekt Nr. 8 sehr ähnlich.

Die Straße führt in zwei lang gezogenen Kehren talwärts zur heutigen SP 76. Zunächst erreichen wir Objekt Nr. 13, von dem nur mehr das Fundament zu sehen ist...

... talseitig neben der Straße stehen die beiden Gebäude Objekt Nr. 14

Ein Detail beim Eingangsbereich, das immer wieder in ähnlicher Form bei diesen Bauten zu finden ist. Unschwer erkennbar, dass alles in Einheitsbauweise errichtet wurde.

Auch hier ist die Straße von betonierten, hangseitigen Stützmauern begrenzt. In der nächsten Kehre versteckt sich Objekt Nr. 15 im Wald:

Die Objekte Nr. 16 und 17 entpuppen sich als vier Gebäude, obwohl auf den oben erwähnten Kartenausschnitt nur ein Objekt eingezeichnet ist.

Talseitig zwei Gebäude (Objekt Nr. 17) ...

... und hangseitig Objekt Nr. 16

Das ruinöse und verwachsene Objekt Nr. 18 ist ebenfalls von einer mächtigen Stützmauer eingefasst, von Objekt Nr. 19 sehen wir auch nur mehr die Fundamente:

Die letzte Kehre wird von einem Verbindungsweg abgekürzt, an dem die Ruine des Objektes Nr.20 steht.

Kurz vor der Brücke über den Rio Grantagar an der SP 76 steht etwas unscheinbar ein alter Begrenzungsstein.

OBJEKT NR. 4
Anlässlich eines weiteren Besuches im Mai 2018 nahm ich das auf der Westseite des Rio Confine gelegene Objekt 4 in Augenschein. Von der Straße führt eine stark verwucherte Stiege zum ehemaligen Eingangsbereich. Aufgrund der Bauart mit Loggien macht es den Eindruck, vielleicht ein Kommandanturgebäude für Offiziere gewesen zu sein. Nähere Informationen fehlen mir leider auch hier...

Ansicht von der Rückseite. Hierher führt auch ein verwachsener Fahrweg, der noch weiter westlich von der SP 76 abzweigt.

OBJEKT NR. 21
Bei meinem Besuch der restaurierten Stellungen
am Sella Nevea am 4. November 2018
entdeckte ich ein
weiters Gebäude, hier nun als Objekt 21 bezeichnet. Im Sommer durch Laub und Bewuchs verdeckt, war es im schütteren
Herbstwald nun zu sehen...

Ein besonderes Fundstück

GRENZSTEIN N.1
Wie oben beschrieben machte ich mich am 24. Juli 2018 auf die Suche nach dem Gegenstück zum prominent platzierten Grenzstein Nummer 2.
Er befindet sich versteckt im Wald am südlichen Ufer des Rio del Lago und ist nur bei geringem Wasserstand durch eine Furt, ein wenig Forschergeist vorausgesetzt, zu erreichen.

Auf dem Foto rechts ist die Inschrift 1887 zu erkennen, darüber auch das A für Österreich.

Fotos unten zeigen die Ansicht von der „italienischen Seite“, der quadratische, mit Moos bewachsene Block dürfte der ursprüngliche Standort des Grenzsteines sein. Nummer 2 sitzt auf so einem Stein.

Er dient heute offenbar noch als Grenzmarkierung zwischen den Kommunen Tarvisio und Chiusaforte.

 

 

 
 
 

FUSSNOTEN
*) Weitere Anlagen befinden sich zum Beispiel in der Nähe beim Raibler See (noch nicht besucht) und bei Fusine [hier...]. Eine auf Anfrage zu besichtigende Bunkeranlage ist das Forte Beisner in der Nähe von Malborghetto.

 
     
     
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